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Chronometerprüfung

Eine Chronometerprüfung (oder Chronometerzertifizierung) ist die Prüfung und offizielle Beglaubigung von Hochpräzisionsuhren.

Hochwertige Uhren zeigen nur geringe Gangabweichungen in Abhängigkeit von Lage und Temperatur. Sind die lage- und temperaturabhängigen Gangabweichungen besonders klein, so handelt es sich um einen Chronometer, ein Attribut für besonders genau gehende Uhren.

Chronometertests

Verschiedene Organisationen prüfen auf Antrag des Werkeherstellers Werke auf ihre Eigenschaften als Chronometer durch umfangreiche Gangmessungen. Bei bestandener Prüfung erhält das Werk einen beglaubigten Gangschein. Zumeist druckt der Uhrenhersteller als Marketingmaßnahme die Bezeichnung Chronometer auf das Zifferblatt auf.

Zu beachten ist allerdings, daß einige Prüfungen nur das Uhrwerk betreffen, während andere das Uhrwerk und die gesamte Uhr prüfen. Es ist zu erwarten, daß sich die Werte, die nur das Uhrwerk betreffen, einschließlich der von COSC durchgeführten, ändern, sobald die Uhr in ein Gehäuse eingebaut ist. Dies gilt insbesondere für die COSC-Prüfungen, da die Uhrwerke von einem der drei COSC-Labors zum Ort der Endmontage transportiert werden müssen. Die COSC prüft auch „Uhrenköpfe“ für Armbanduhren, aber die meisten Hersteller wählen diese Option nicht.

Die Geschichte der Chronometerprüfung

Bereits im 18. Jahrhundert wurden Uhren in Sternwarten auf ihre Ganggenauigkeit geprüft. Sternwarten waren unabhängige Einrichtungen und verfügten über sehr genaue Präzisions-Pendeluhren. Regelmäßige Chronometerprüfungen fanden nach 1850 statt. Die Uhren wurden 44 bzw. 45 Tage in 5 Lagen und bei mehreren Temperaturen geprüft. Um 1860 fanden bis in die 1970-er Jahre Chronometrie-Wettbewerbe statt. Die Siege bei den Wettbewerben wurden in die Werbung der Uhrenhersteller einbezogen. Dadurch entstand bei den Kunden der Wunsch nach Chronometern.

Um eine größere Menge von Uhren der Chronometerprüfung zu unterziehen, wurden 1877 in Biel, 1887 in La Chaux-de-Fonds und 1888 in Saint-Imier Bureaus officiels de controle de la marche des mastres (offizielle Büros zur Kontrolle des Ganges von Uhrwerken) gegründet. 1893 wurde die Prüfdauer auf 15 Tage in 2 Lagen und bei 3 Temperaturen festgelegt. Ab 1904 wurden Prüfungen 1. Klasse (15 Tage) und Prüfungen 2. Klasse (10 Tage) durchgeführt.

Nach 1915 definierte die Suisse des Associations de Fabricants d'Horlogerie (Vereinigung Schweizer Uhrenhersteller) einen Chronometer als Präzisionsuhr, die in verschiedenen Lagen und bei unterschiedlichen Temperaturen reguliert ist und einen Gangschein erhalten „könnte“. Damit war der die Bezeichnung „Chronometer“ nicht mehr geschützt. Erst 1951 wurde die Chronometerdefinition seitens der Schweizer Uhrenindustrie wieder geändert. Eine Uhr durfte sich erst mit dem offiziellen Gangschein einer unabhängigen Prüfbehörde wieder „Chronometer“ nennen. 1952 legte die Internationale Kommission zur Koordinierung der Arbeit der chronometrischen Observatorien fest, daß ein Chronometer eine Präzisionsuhr ist, die in verschiedenen Lagen und bei unterschiedlichen Temperaturen reguliert wurde, um zum Erhalt eines offiziellen Gangscheines berechtigt zu sein.

Chronometerprüfung heute

zulässige Toleranzen in s/24h
Ø (Werk) > 20mmØ (Werk) < 20mm
mittlerer täglicher Gang in verschiedenen Lagen-6 bis +6-5 bis +8
mittlere Gangabweichung bis 2 bis 3,4
größte Gangabweichung -6 bis +8 -8 bis +10
Differenz zwischen hängend und liegend bis 5 bis 7
größte Differenz zwischen dem mittleren täglichen Gang und einem der 10 ersten Gänge bis 10 bis 15
Gangabweichung pro Grad Celsius -0,5 bis +0,5 -0,7 bis +0,7
Wiederaufnahme des Ganges -5 bis +5 -6 bis +6

Von der ISO, einer Vereinigung von Normungsorganisationen aus mehr als 150 Ländern, wird in der internationalen Norm ISO 3159 festgelegt, daß die Übereinstimmung mit der Definition des Chronometers durch eine neutrale amtliche Stelle, welche die Kontrolle der Uhr/des Uhrwerkes durchführt und ein offizielles Zeugnis ausstellt, bestätigt wird. Die Prüfung nach ISO 3159 schreibt vor, daß ein Chronometerwerk auf -4 bis +6 Sekunden pro Tag genau sein muß.

Die COSC-Zertifizierung

COSC Logo (zum Vergrößern anklicken!)
COSC Logo
© COSC

In der Schweiz wird die Chronometerprüfung seit 1979 von der COSC (Contrôle Officiel Suisse des Chronomètres), der offiziellen Schweizer Chronometerkontrolle durchgeführt. Die COSC ist ein unabhängiger und gemeinnütziger Verein, der vom Schweizer Staat weder kontrolliert noch finanziell unterstützt wird. Geprüft werden die Uhrwerke in den Prüflaboren in Genf, Le Locle und Biel.

Die COSC unterstützt vier verschiedene Arten von Uhrwerken:

  1. Armbanduhr
  2. Taschenuhr
  3. Feste Zeitgeber (Groß-/Wand-/Signal-/Tischuhren)
  4. Quarz-Armbanduhren

Nur der Typ I (Armbanduhren) wird nach ISO 3159 geprüft, da diese Norm nur für diese Art von Uhrwerken gilt. Die anderen Normen werden von der COSC selbst festgelegt. Die COSC-Prüfungen sind statische Uhrwerkstests in fünf Positionen und bei drei Temperaturen, die in der Regel mehrere Tage dauern. Anschließend werden die Uhrwerke 15 bis 19 Tage lang getestet und täglich erneut überprüft, um sicherzustellen, daß sie immer noch die erwartete Leistung erbringen.

  • 1. + 2. Tag in Position 6 oben bei 23°C
  • 3. + 4. Tag in Position 3 oben bei 23°C
  • 5. + 6. Tag in Position 9 oben bei 23°C
  • 7. + 8. Tag in Position Zifferblatt unten bei 23°C
  • 9. + 10. Tag in Position Zifferblatt oben bei 23°C
    Am 10. Tag der Prüfung werden evtl. vorhandene Komplikationen auf Funktion überprüft.
  • 11. Tag in Position Zifferblatt oben bei 8°C
  • 12. Tag in Position Zifferblatt oben bei 23°C
  • 13. Tag in Position Zifferblatt oben bei 38°C
  • 14. + 15. Tag in Position 6 oben bei 23°C

SLET- und SLME-Zertifizierung

In Deutschland gibt es seit 2006 wieder eine Chronometerprüfung, die vom LMET und SLME nach DIN 8319 durchgeführt wird, und zwar in der von Wempe restaurierten Sternwarte Glashütte.

Sternwarte Glashütte (historisches Foto)\\ © [[Glashütte Sternwarte]] (zum Vergrößern anklicken!)
Sternwarte Glashütte (historisches Foto)
© Glashütte Sternwarte

In der Sternwarte Glashütte (oben historisches Foto) werden nur komplette Uhren mit Nullstellmechanismus des Sekundenzeigers geprüft, im Gegensatz zur COSC, die die reinen Werke außerhalb des Gehäuses prüft, welche erst nach Ende der Prüfung eingebaut werden.

Grand Seiko Chronometer-Standard

Die Uhrwerke von Grand Seiko werden für die Zertifizierung intern getestet. Seit 1998 verlangt der „Grand Seiko Standard“ von einem Uhrwerk, daß es einen mittleren Tagesgang von -3 bis +5 Sekunden pro Tag erreicht. Ein höherer „Grand Seiko Special Standard“ erfordert -2 bis +4 Sekunden pro Tag. Grand-Seiko-Uhrwerke werden über 17 Tage in sechs Positionen getestet.

Qualité Fleurier

Eine zusätzliche Prüfung nach neuen Standards, die über die COSC-Tests hinausgeht, wird in Fleurier in der Schweiz unter dem Namen Qualité Fleurier durchgeführt. Dabei handelt es sich nicht nur um eine Genauigkeitsnorm, sondern auch um eine Norm für Design, Herstellung, Montage und Qualitätskontrolle, die in der Schweiz durchgeführt wird, sowie um Normen für die Endbearbeitung. Nachdem ein Uhrwerk die COSC-Chronometereinstufung erhalten hat, wird es im Labor der Dubois SA in La Chaux-de-Fonds auf seine Chronofiable®-Beständigkeit geprüft. Abschließend wird die Uhr im Gehäuse 24 Stunden lang im „Fleuritest-Simulator“ getestet.

Rolex Superlative Chronometer

Rolex verwendet den Begriff „Superlative Chronometer“, um eine Uhr mit einem COSC-zertifizierten Chronometerwerk zu bezeichnen, das auch Tests für Gangreserve, automatischen Aufzug und Wasserdichtigkeit bestanden hat. Im Jahr 2015 hat Rolex die Anforderungen für Superlative-Chronometer-Uhrwerke auf -2 bis +2 Sekunden pro Tag verschärft. Das erste Uhrwerk, das dieses Ergebnis erreichte, war das Rolex 3255-Werk, aber seither wurde dies auf jedes Rolex-Uhrwerk ausgeweitet.

METAS Certified Master Chronometer

Im Jahr 2015 führte Omega eine neue Master Chronometer-Zertifizierung für Uhren mit Gehäuse ein, die Magnetfeldern ausgesetzt sind. Dieser 10-tägige Test wird vom METAS in Biel in der Nähe des Omega-Hauptsitzes durchgeführt. Bei diesem Test werden sowohl das Uhrwerk als auch die Uhr geprüft, wobei die Abweichung auf -0/+5 Sekunden pro Tag begrenzt ist.

Der erste Test ist die COSC-Zertifizierung in sechs verschiedenen Positionen bei zwei Temperaturen, nachdem die Uhr 15.000 Gauss ausgesetzt wurde. Der nächste Test mißt die Ganggenauigkeit des Uhrwerks, während es in zwei Positionen 15.000 Gauß ausgesetzt ist, während der dritte Test ähnlich ist und die gesamte Uhr prüft. Der vierte Test mißt die Tagesgenauigkeit vor und nach der Exposition gegenüber Magnetfeldern. Anschließend wird die Uhr unter Wasser getaucht und unter Druck gesetzt, um die Wasserdichtigkeit zu prüfen. Außerdem werden die Gangreserve, die Leistungsabweichung bei vollem und 33%-igem Aufzug sowie die Gangabweichung in sechs verschiedenen Positionen geprüft.

Chronometernormen im Vergleich

Zulässige Toleranzen in s/24h:

COSC Armbanduhr Ø (Kaliber) > 20mm COSC Armbanduhr Ø (Kaliber) < 20mm COSC Armbanduhr Quarz Oszillator Grand Seiko Standard Rolex Superlative Chronometer METAS/ Omega Master Chronometer Qualité Fleurier FFQF Qualität
Positionen 5 5 1 6 7 6 N/A
Temperaturen 8, 23, 38 8, 23, 38 8, 23, 38 8, 23, 38 23, 33 N/A N/A
Dauer 15 Tage 15 Tage 13 Tage 17 Tage 1 Tag 10 Tage 1 Tag
Mittlerer täglicher Gang in verschiedenen Positionen -6 bis +6 -5 bis +8 -0,07 bis +0,07 -3 bis +5 -2 bis +2 -0 bis +5 -0 bis +5
Mittlere Abweichung des Gangs bis 2 bis 3,4 -0,29 bis +0,20 bis 1,8 N/A N/A N/A
Größte Abweichung des Gangs bis 5 bis 7 bis 0,05 bis 4 N/A N/A N/A
Differenz zwischen horizontal und vertikal -6 bis +8 -8 bis +10 N/A -6 bis +8 N/A N/A N/A
Größte Differenz zwischen dem durchschnittlichen Gang pro Tag und einem der ersten 10 Gänge bis 10 bis 15 N/A bis 8 N/A N/A N/A
Gangabweichung pro Grad Celsius -0,6 bis +0,6 -0,7 bis +0,7 N/A -0,5 bis +0,5 N/A N/A N/A
Wiederaufnahme des Gangs -5 bis +5 -6 bis +6 -0,05 bis +0,05 -5 bis +5 N/A N/A N/A

Patek Philippe Siegel

Im Jahr 2009 führte der berühmte Luxusuhrenhersteller Patek Philippe seinen eigenen, firmenexklusiven Qualitätsstandard ein, das Patek Philippe-Siegel.

Näheres siehe:

Literatur

  • Längengrad; Autoren Sobel, Dava / Andrewes, William J. H.; ISBN 3-442-76106-9
  • Armbanduhren, Chronometer. Mechanische Präzisionsuhren und ihre Prüfung; Autor Fritz von Osterhausen; ISBN 3766712292
  • Bezeichnungs- und Prüfvorschriften für Chronometer RAL 670 A; ASIN B0000BGI7V
  • Beschreibung der Hemmungen der höheren Uhrmacherkunst /Beschreibung der neuen freien Chronometer-Hemmung mit Ruhecylinder und Schutz gegen unzeitgemäße … jeglichem Gebrauche für Uhren zu bearbeiten; Autor Jess H. Martens; ISBN 3981046145

Teile dieses Artikels basieren auf dem Artikel Chronometerprüfung der freien Enzyklopädie Watch-Wiki.org mit Stand vom 9.2.2008; dieser steht unter der GNU-Lizenz für freie Dokumentation. Unter www.watch-wiki.org ist eine Liste der Autoren verfügbar.

chronometerpruefung.txt · Zuletzt geändert: 27.11.2022 15:24 von gerdlothar

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